Im ersten von zwei Aufstiegsspielen in die 1. Liga schaffen sich die Damen des KTV Wil eine hervorragende Ausgangslage. Sie gewinnen auswärts gegen die SG Ruswil Wolhusen mit 27:30 (15:19) Toren.
Es war eine Premiere für die Wiler Frauen, zum ersten Mal mussten sie sich in einer Handballpartie, wo es um mehr als nur 2 Punkte ging, bewähren. Spätestens da wäre es an der Zeit gewesen, dass die Nerven flattern und die weichen Knie sich bemerkbar machen. Erstaunlicherweise war von diesen Hinweisen auf grössere Nervosität vor dem Spiel nichts zu spüren. Die Mannschaft wirkte entspannt, im Wissen, dass sie dem unbekannten Gegner Paroli bieten würden. Als dann im Einspielen Debby Dürlewanger jeden Schuss über oder neben das Tor warf, war allen klar, es würde gut kommen. Etwas Sorge machte den Gästen die vollbesetzte Tribüne (200 Zuschauer), die je nach Spielentwicklung ihr Team zu Höchstleistungen tragen würde. Mit Freude durfte im Verlauf der Partie festgestellt werden, dass auch auf Wiler Seite eine grosse, lautstarke Fanschar die weite Anreise auf sich genommen hatte, um ihr Team zu unterstützen. Die vielen bekannten Gesichter registrierte das Wiler Team mit Dankbarkeit und nahm sich vor, nur glückliche Fans nach Hause zu schicken. Der Gästefahrplan war klar: in den Anfangsminuten musste der Gegner zu spüren bekommen, dass sie nur mit viel Aufwand die Defensive überwinden konnten. Dies gelang hervorragend. Die defensiven Zahnrädchen griffen. Ruswil Wolhusen kam ganz selten zu guten Torchancen und profitierte bei ihren Treffern davon, dass Svenja Cadonau immer am Ball war, das letzte Quentchen aber fehlte, um ihn abzuwehren. Und weil im Angriff die sich bietenden Lücken in der gegnerischen Verteidigung gnadenlos ausgenutzt wurden, lief Wil in der ersten Halbzeit nie in Gefahr, einem Rückstand hinterher zu laufen. Im Wissen, dass im Verlauf der Partie ihre Bewegungsfreiheiten durch eine enge Deckung eingeschränkt werden würde, nutzte Nadine Wehrli jede Möglichkeit zum Abschluss und trieb ihr Team erfolgreich an. Bis zur 12. Minute legte Wil vor, die Gegnerinnen glichen aus. Dann musste das Heimteam während zwei Minuten in Unterzahl agieren. Wil legte eine Effizienz an den Tag, wie man sie in dieser Saison noch nie erlebt hat. 3 Tore während dieser Überzahl setzten die Gegnerinnen unter Druck, sie lagen plötzlich 3 Längen zurück. Von da an bestimmte Wil das Geschehen auf dem Spielfeld, liess bis zum Pausentee nichts mehr anbrennen und wechselte beim Stand von 15:19 die Seiten. Die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit darf als nicht sehr ansehnlich umschrieben werden. Im Angriff fanden die Gäste plötzlich keine Lösungen mehr und die angesprochene enge Deckung auf Nadine Wehrli war auch nicht besonders hilfreich. Auch im defensiven Verhalten begann man Fehler einzustreuen, kam oft einen Schritt zu spät und nahm unnötige Strafen. Insgesamt spielte Wil mehr als die Hälfte der Startviertelstunde in Unterzahl. Die Gegnerinnen, zeigten ihr Können, nutzten die Schwächen kaltblütig aus und arbeiteten sich Tor um Tor heran. In der 45. Minute glichen sie aus, eine Minute später gingen sie in Führung, und nochmals eine Minute drauf lagen sie mit zwei Längen voraus, jetzt angetrieben von einem fanatisch mitgehenden Publikum. Um den Vergleich mit dem
Boxsport herbeizuziehen: Wil lag am Boden, wurde eben angezählt. Die verzweifelten Gesichter der Gästespielerinnen schrien förmlich nach Hilfe. Die kam in Form des Team Timeouts. Die Botschaft: «wir stehen wieder auf»! Was dann geschah, entschädigte die Wiler Fans für die weite Anreise. Katja Straub, noch kurz davor mit ihrem Handballlatein völlig am Ende, Rhea Rohner, die die endlose Geduld des Trainers endlich bestätigte und die unermüdliche Kämpferin vor dem Herrn, Lara Bischofberger stiegen wie Phönix aus der Asche, liessen mit 5 Toren innerhalb von 3 Minuten Stille in der Halle einkehren. Mal abgesehen von den Wiler Fans, die quöllfrischer jubelten. Die Auferstehung des Jahres endete damit, dass Ruswilen Wolhusen nicht mehr entgegenhalten konnte und das Rückspiel mit einer 3-Tore Hypothek in Angriff nehmen muss.
In diesem Bericht wird über gute Defensive, erfolgreiche Offensive und wenig über die Leistung der Torhüterinnen geschrieben. Über weite Strecken agierten sie unglücklich, doch als es galt, da glänzten sie mit den herrlichen Paraden, die dem Team die notwendige Energie verliehen, um diesen enorm wichtigen Sieg zu realisieren.
Am nächsten Samstag, 12. April 2025 geht es ab 18.00 Uhr im Lindenhof ins Rückspiel. Ein Auswärtssieg mit 3 Toren Differenz im Gepäck, dazu keine Anreise, ein Heimspiel, vieles spricht für das Damen1 des KTV Wil. Nur, man hat es in Ruswil gesehen, auch ein grosser Vorsprung ist schnell dahin und dann kann alles passieren. Die Mannschaft ist sich dessen bewusst und wird die letzten 60 Minuten dieser Saison mit höchster Konzentration, viel Selbstvertrauen und einer riesigen Unterstützung von den Rängen in Angriff nehmen. Die Tür zur 1. Liga haben sie aufgestossen, jetzt gilt es, am nächsten Samstag einzutreten.